Bericht Tag 1
Dank der Unterstützung durch Erasmus+ erhielt unsere Schule, die Gesamtschule Else Lasker-Schüler, die Möglichkeit, an einem einwöchigen Schüleraustausch mit unserer Gastschule teilzunehmen. Deshalb reisten acht Schüler:innen aus der Jahrgangsstufe 11 vom 05.05.2025 bis zum 10.05.2025 in den Westen Rumäniens, nach Reșița, um dort das National College Diaconovici-Tietz zu besuchen.
Unsere Reise begann am Montag, an dem wir gemeinsam mit unseren Lehrkräften, Frau Weis und Herr Reinke, zum Dortmunder Flughafen fuhren und von wo aus wir nach Timişoara flogen. Nach zwei Stunden in der Luft wurden wir bereits direkt am Flughafen herzlich von einem Fahrer der rumänischen Schule empfangen, der uns mit dem Schulbus in unsere Unterkunft nach Reșița fuhr, was eine weitere zweistündige Fahrt in Anspruch nahm. Dort erwarteten uns bereits unsere Koordinatorin vor Ort und stellvertretende Schulleiterin, Sonia Maria Chwoika, sowie einige Schüler:innen der Partnerschule.
Anschließend trafen wir uns mit zwei unserer Austausch-Schüler:innen. Die beiden zeigten uns die Stadt und wir kamen recht schnell ins Gespräch. Dabei lernten wir uns nicht nur besser kennen, sondern knüpften bereits eine erste freundschaftliche Verbindung, die in den Tagen darauf noch verstärkt wurde.
Als der Abend sich dem Ende zuneigte, kehrten wir zu unserem Hotel zurück, voll von neuen Eindrücken der Menschen, der Stadt und schönen Gesprächen, die wir hatten. Daraufhin stieg die Vorfreude auf die kommenden Erlebnisse mit unseren Gastgeber:innen umso mehr.
Bericht Tag 2
Am Dienstag hatten wir unseren ersten Schultag um 9:00 Uhr am National College Diaconocivi-Tietz, wo wir von den Schüler:innen empfangen wurden. Nach der freundlichen Begrüßung führten sie uns durch das Schulgebäude und zeigten uns, in welchen Räumen bestimmte Fächer unterrichtet werden und berichteten uns etwas über die dort ausgestellten Plakate und Urkunden. Ein besonderes Highlight war der Besuch der deutschen Vorschulklasse. Die Kinder, etwa fünf Jahre alt, hatten ein kleines Programm vorbereitet und sangen uns deutsche und rumänische Lieder vor. Anschließend besuchten wir eine dritte Klasse, in der uns die Kinder Volkstänze in traditioneller Kleidung vorführten.
Im Rahmen unseres Besuchs wurde uns das National College von Reșița in einer Präsentation vorgestellt. Im Gegenzug hielten wir eine Präsentation über unsere Schule. Ein weiterer Programmpunkt bestand im Besuch des Museums der Pittner Schule, wo uns die Geschichte von Reșița und des Gebäudes nähergebracht wurden. Anschließend ging es weiter zum „Deutschen Forum“ bzw. der deutschen Bibliothek. Dort wurden uns von Herrn Tigla Fragen gestellt und es gab Strickbilder zu besichtigen. Den Rest des Tages hatten wir die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, wobei wir als Gruppe immer viel Zeit zusammen verbrachten.
Bericht Tag 3
Am Mittwoch machten wir uns gegen 8:30 Uhr gemeinsam auf den Weg zur Schule. Dort angekommen, wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe durfte jeweils eine Schulstunde in einem Unterrichtsfach miterleben.
Die erste Gruppe besuchte eine Mathematikstunde in der 8. Klasse, die komplett auf deutscher Sprache gehalten wurde. Die zweite Gruppe schaute sich eine Englischstunde in der 12. Klasse an und die dritte Gruppe durfte eine Chemiestunde in der 10. Klasse beobachten, die ebenfalls auf Deutsch unterrichtet wurde. Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich der Unterricht in den jeweiligen Klassenstufen und Fächern ablief. Später tauschten wir uns aus und stellten fest, dass der gezeigte Lernstoff viel intensiver ist als unserer. Außerdem stellten wir fest, dass die regulären Pausen zehn Minuten und die längste Pause 25 Minuten andauern, was für uns eher ungewöhnlich ist. Zusätzlich wurden wir positiv überrascht, denn während jeder Pause lief Musik durch die Lautsprecher der Schule. Die Direktorin erklärte uns, dass dies zur guten Stimmung beiträgt, was wir definitiv bestätigen können.
Die Schule selbst ist in drei Etagen gegliedert: Im Erdgeschoss befinden sich die Klassen der jüngeren Jahrgänge, im ersten Stock die Mittelstufe und ganz oben die Jahrgänge der Oberstufe.
Nach kurzer Zeit starteten wir mit unseren Workshops, bei denen wir kreativ tätig werden konnten. Auch hier wurden wir wiederum in Gruppen aufgeteilt. Während die erste Gruppe mit Ton arbeitete, bastelte die zweite Gruppe Geschenkkörbchen. Nach einer festgelegten Zeit wurden die Gruppen getauscht, damit jede Gruppe beide Aktivitäten machen konnte. Die Kreativarbeit hat viel Spaß gemacht und uns die Möglichkeit gegeben, neue Fähigkeiten auszuprobieren. Im Anschluss gingen wir mit unseren Austauschschüler:innen in ein Restaurant neben der Schule, um gemeinsam zu essen.
Am Nachmittag, gegen 16 Uhr, hatten wir etwas Freizeit, die wir zum Ausruhen und für Spaziergänge nutzen konnten. Um 17:25 Uhr trafen wir uns wieder mit Herrn Reinke und Frau Weis, um einen gemeinsamen Ausflug zum regionalen Radiosender „Radio Reșița“ zu machen.
Dort angekommen, wurden wir sehr herzlich empfangen. Wir durften verschiedene Aufnahmestudios besichtigen und erhielten spannende Einblicke in die Arbeit der Redaktion. Einige von uns wurden sogar interviewt und berichteten über ihre Eindrücke von Reșița und das Austauschprogramm. Alle Mitarbeiter waren freundlich und beantworteten geduldig unsere Fragen.
Besonders schön war, dass wir am Ende des Besuchs noch Zeit hatten, um in den Räumlichkeiten des Senders gemeinsam Billard und Tischtennis zu spielen, wodurch wir einen entspannten Abschluss eines ereignisreichen Tages hatten. Danach machten wir uns gemeinsam zurück auf den Weg ins Hotel und aßen zu Abend.
Bericht Tag 4
Pünktlich um 9 Uhr morgens trafen wir uns vor dem Hotel. Dort warteten bereits unsere Austauschschüler:innen auf uns. Gemeinsam stiegen wir in den Bus, der uns auf eine spannende Reise durch das Banater Bergland führte. Unser Ziel: Steierdorf Anina, das malerische Miniș-Tal, der berühmte Bigăr-Wasserfall und der historische Wassermühlenkomplex im Rudăria-Tal.
Schon auf dem Weg erzählten uns die Austauschschüler:innen viele spannende Dinge über die Landschaft, die Geschichte und die Orte, die wir besuchen würden, und das alles auf Deutsch! So lernten wir viel dazu, während wir die schöne Landschaft aus den Busfenstern bewunderten. Zuerst wanderten wir zu mehreren Wassermühlen im Rudăria-Tal, die mitten in der Natur lagen. Der Weg dorthin war wunderschön – mit vielen Bäumen, einem klaren Bach und frischer Luft. Unterwegs wurden handgemachte Souvenirs und traditionelle Taschen verkauft, welche früher von den Menschen in Rumänien getragen wurden. Dies war eine schöne Gelegenheit, sich ein Stück als Erinnerung mitzunehmen.
Bevor wir den berühmten Bigăr-Wasserfall besichtigten, besuchten wir eine alte Dorfschule, die heute als kleines Museum dient. Dort erhielten wir einen Einblick in das frühere Leben der rumänischen Bevölkerung. Zu sehen bekamen wir u.a. traditionelle Kleidungsstücke, Nahrungsutensilien und Arbeitswerkzeuge. Die Exponate zeigten uns, wie die Menschen lebten und arbeiteten.
Anschließend ging es weiter zum Höhepunkt des Tages: dem legendären Bigăr- Wasserfall. Leider begann es stark zu regnen, als wir dort ankamen, doch die Abenteuerlustigeren unter uns wagten sich trotzdem hinaus. Und der Anblick lohnte sich: das herabstürzende Wasser, das über moosbedeckte Felsen floss, wirkte wie aus einem Märchen; ein Naturwunder, das durch Regen beinahe noch magischer erschien.
Nach diesem unvergesslichen Erlebnis fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir gemeinsam zu Abend aßen und den Tag voller Eindrücke ausklingen ließen.
Bericht Tag 5
Unser letzter voller Tag im Rahmen des Erasmus-Projekts begann früh am Morgen. Bereits vor dem Frühstück machten sich Aliye, Oumayma, Meriam und Herr Reinke auf den Weg zu einem Aussichtspunkt in Reșița. Der anstrengende Aufstieg wurde mit einem beeindruckenden Blick über die Stadt belohnt. Anschließend kehrten wir zum Hotel zurück, frühstückten gemeinsam und packten unsere Koffer.
Danach ging es zur Gastschule, denn dort wurde am 09. Mai der Europatag gefeiert. Jede Klasse repräsentierte ein europäisches Land mit traditionellen Tänzen, typischen Speisen, Informationsplakaten und kleinen Präsentationen. Die Atmosphäre war gelockert und fröhlich. Auf dem Schulhof wartete bereits ein Kamerateam. Oumayma, Şaban, Samantha, Alann, Alexandra und Sarah gaben ein kurzes Interview über unsere Erfahrungen im Zuge des Projekts, und darüber, was wir gelernt haben und wie sehr uns der Austausch gefallen hat.
Später versammelten sich alle am Projekt teilnehmenden Schüler:innen und Lehrer:innen sowie unsere rumänischen Gastgeber:innen, um zusammen die letzten gemeinsamen Momente zu genießen. Es wurde Kuchen serviert, gelacht, geredet und sich gegenseitig für die schöne Zeit bedankt. Der Abschied fiel uns allen sehr schwer, denn in kurzer Zeit sind enge Freundschaften entstanden.
Nach der Verabschiedung fuhren wir mit dem Bus nach Timişoara, wo wir unsere letzte Nacht verbringen sollten. Davor machten wir einen kurzen Halt am Eisenbahnmuseum „Steam Locomotive Museum Reșița“. Nach dem Einchecken begaben wir uns direkt auf den Weg zur größten Einkaufsmall der Stadt. Dort verbrachten wir einige entspannte Stunden und gönnten uns die ein oder andere Kleinigkeit.
Am Abend erkundeten wir die wunderschöne Altstadt von Timişoara, die uns mit ihren historischen Gebäuden und lebhaften Straßen verzauberte. Anschließend aßen wir alle das letze Mal in einem Restaurant gemeinsam zu Abend.
Zurück im Hotel nutzten wir die restliche Zeit, um den hauseigenen Pool unsicher zu machen. So ließen wir unseren letzten Abend zwar fröhlich, aber auch mit etwas Wehmut ausklingen. Es war ein wunderschöner Tag voller Emotionen, schöner Erinnerungen und neuer Freundschaften. Ein Tag, den wir sicher nie vergessen werden!
Fazit der Reise
Die Erasmus-Woche in Rumänien war für uns alle weit mehr als eine Reise, sie war eine Einladung, über Grenzen hinwegzublicken. Grenzen, die nicht nur Länder voneinander trennen, sondern oft auch in unseren Köpfen existieren. In diesen 6 Tagen haben wir erlebt, wie schnell sich diese Grenzen auflösen können, wenn man offen bleibt, neugierig ist und sich auf Unbekanntes einlässt.
Alann erzählt rückblickend: „Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Projekt so dabei hilft, persönliche Hürden zu überwinden. Es war nicht nur in ein neues Land, es war der Schritt raus aus meiner Komfortzone. Neue Kulturen, neue Menschen, neue Erfahrungen und ich mittendrin, das war einfach unglaublich.“
Gemeinsam mit unseren rumänischen Gastgeber:innen haben wir an Workshops teilgenommen, Diskussionen geführt und den Alltag geteilt und dabei festgehalten, dass die Dinge, die uns voneinander unterscheiden, viel geringer als gedacht sind. Die Offenheit, mit der wir empfangen wurden, hat viele Vorurteile in Luft ausgelöst. Oumayma bringt es so auf dem Punkt: „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich ein eigenes Bild zu machen und nicht das zu glauben, was man von außen über ein Land hört. Rumänien hat mich überrascht! Die Menschen, die Kultur, die Begegnungen, das war surreal.“
Alexandra hat besonders der kulturelle Austausch bewegt: „Ich habe verstanden, dass Unterschiede uns nicht trennen müssen, sondern dass wir durch sie voneinander lernen können. Es war spannend zu sehen, wie viele Gemeinsamkeiten man trotz verschiedener Sprachen und Lebeweisen haben kann.“
Aber es ging nicht nur ums Zuschauen, sondern ums Mitgestalten. In internationalen Teams haben wir gemeinsam gearbeitet, Freundschaften gefunden und unseren Horizont erweitert. Dabei haben wir erlebt, dass Sprache kein Hindernis sein muss, wenn man ein fremdes Land besucht, und wie sie zweitranging wird, wenn man entschlossen ist und ein Ziel vor Augen hat.
Aliye erinnert sich: „Ich habe so viel über mich selbst gelernt. Anfangs war ich zurückhaltend, aber je mehr ich mich eingebracht habe, desto mehr Selbstvertrauen habe ich gewonnen. Diese Woche hat mir gezeigt, dass ich mehr kann als ich dachte.“
Şaban fand vor allem die Zusammenarbeit bereichernd: „Ich habe gemerkt, dass Teamarbeit mit Menschen aus verschiedenen Ländern nicht nur funktioniert, sondern richtig Spaß macht.“
Samantha erzählt: „Ich war anfangs skeptisch, ob ich mich wohlfühlen würde, so weit weg von Zuhause. Aber genau dieses Unbekannte hat mich am meisten wachsen lassen. Ich habe gelernt, mich auf neue Situationen einzulassen und mich selbst besser kennenzulernen.“
Meriam hebt hervor, wie viel sie persönlich mitgenommen hat: „Diese Woche hat mir gezeigt, wie wichtig Offenheit ist. Ich habe Freundschaften geschlossen, die ich nie erwartet hätte, und habe gemerkt, dass man überall auf der Welt verstanden werden kann, sei es durch die Sprache oder dieselben Ideale.“
Sarah schließt sich dem ebenfalls an: „Was mir besonders geblieben ist, ist das Gefühl von Gemeinschaft. Egal woher man kommt, wenn man sich gegenseitig respektiert und zuhört, kann man jede Grenze überwinden.“
Grenzen überwinden heißt in dieser Woche auch: eigene Unsicherheit loszulassen, neue Perspektiven annehmen und das Fremde nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung sehen. Jede Begegnung, jedes Gespräch, jedes gemeinsame Lachen war ein Schritt näher zueinander. Was bleibt? Erinnerungen, die mehr sind als nur Fotos. Erfahrungen, die bleiben, Freundschaften auf internationaler Basis. Und das Wissen, dass Grenzen da sind, um sie zu überschreiten – mit Offenheit.
Verfasser:innen: Alexandra, Meriam, Oumayma, Aliye, Samantha, Sahra, Alann und Şaban
Interview: Schüler:innen