Namenspatronin

Else Lasker-Schüler – die Namensgeberin unserer Kulturschule

Unsere Schule hätte auch ganz anders heißen können …. Zum Beispiel Abba-Waly-von-Theben-Schule, Amanda-Wallbrecker-Schule, Schule der Indianer, Schule Lederstrumpfs, Schule der Dichterin vom Tigris. Oder vielleicht Schule des blauen Jaguar, Memedjussuf-Schule, Tino-von-Bagdad-Schule oder Schule des Prinzen von Theben.

Da fällt die Wahl nur scheinbar schwer, denn alle diese Namen sind eine einzige Person: die berühmte Dichterin Else Lasker-Schüler. Sie selbst gab sich im Laufe ihres Lebens alle diese Phantasienamen, unterzeichnete mit ihnen ihre Briefe.

Wer steckt hinter diesen Namen? Wer war Else Lasker-Schüler und welche Bedeutung hat sie für unsere Schule?

Else Lasker-Schüler ist ein Kind unserer Stadt.

Elisabeth Schüler, genannt Else, wurde 1869 in Elberfeld geboren. Sie war das sechste Kind ihrer Eltern Aron und Jeanette Schüler. Das Haus ihrer Eltern stand in der Herzogstraße, es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute befindet sich dort ein Modegeschäft. Als die kleine Else ungefähr vier Jahre alt war, bezog die Familie das große Haus in der Sadowastraße. Hier verlebte sie eine glückliche Kindheit mit ihren Geschwistern. Später erinnert sich Else Lasker-Schüler: „Wir wohnten am Fuße des Hügels. Steilauf ging’s von dort in den Wald. Wer ein rotes, springendes Herz hatte, war in fünf Minuten in den Beeren. Sonntags kamen ganze Familien vom Berge gestiegen, an unserem Haus vorbei …“

Sie besuchte das Lyzeum für Mädchen an der Aue, später, als sie krank wurde, hatte sie Privatlehrer.

1882 starb ihr Bruder Paul und 1890 ihre Mutter, beide sind auf dem alten jüdischen Friedhof in der Weißenburgstraße beerdigt, dieser lag früher außerhalb der Stadt. Später benannte Else Lasker-Schüler ihren Sohn nach ihrem verstorbenen Bruder.

1894 heiratete Else Schüler den Arzt Dr. Berthold Lasker und zog mit ihm nach Berlin, doch sie besuchte ihre Heimatstadt noch oft. So zum Beispiel im Jahre 1910, als Elberfeld 300jähriges Jubiläum feierte.

Als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, floh Else Lasker-Schüler in die Schweiz, dort erhielt sie aber keine Arbeitserlaubnis. 1939 wurde sie aus Deutschland ausgebürgert.

Sie blieb zeitlebens eine begeisterte Elberfelderin, „Ich bin verliebt in meine zahnbröckelnde Stadt“, sagte sie über Wuppertal. Sie sehnte sich oft nach ihrer Heimatstadt und liebte die Schwebebahn.

Nach Ausbruch des Krieges 1939 blieb sie in Jerusalem. Im Januar 1945 starb Else Lasker-Schüler dort an einem Herzanfall.

Else Lasker-Schüler war ein Multi-Talent.

Bekannt wurde Else Lasker-Schüler vor allem mit ihren Gedichten, wie zum Beispiel „Mein blaues Klavier“. 1932 erhielt sie den Kleist-Preis. Doch neben der hohen Literatur schrieb sie auch witzige, fast alberne Gedichte, von ihr als Ulkiaden bezeichnet, wie „Der Kartoffelpuffer“, eines ihrer Lieblingsgerichte aus dem Bergischen Land. Hier eine Kostprobe: „In den Sternen steht es groß geschrieben / dass die Mondbewohner den Kartoffelpuffer lieben.“

Ihr Schauspiel „Die Wupper“ thematisiert in faszinierender Weise die Gegensätze zwischen den armen Arbeiter- und den reichen Industriellenfamilien des beginnenden 20. Jahrhunderts, dabei deckt sie in poetischer Sprache soziale Missstände auf. Das Drama „Arthur Aronymus“ beschreibt visionär die Verfolgung und Vernichtung der Juden.

Weniger bekannt ist, dass Else Lasker-Schüler eine begabte Malerin war. Ihre Zeichnungen zeigen viele ihrer Phantasiefiguren und spiegeln ihre Begeisterung für den Orient.

Else Lasker-Schüler war eine Botschafterin des Friedens und der Toleranz.

Selbst eine Vertriebene – sie verließ 1933 Deutschland – setze sie sich immer dafür ein, dass Juden und Palästinenser friedlich miteinander leben sollten. „Es ziemt sich nicht, im Heiligen Land Zwietracht zu säen“, sagte sie. Ihr Vorschlag war, dass es für Juden und Araber einen gemeinsamen Jahrmarkt geben solle. Ihrer Meinung nach waren die gemeinsame Freude und das gemeinsame Lachen die wahren Friedenstifter!

Es gäbe noch viel über Else Lasker-Schüler zu sagen und bestimmt findet jeder und jede ein kleines Stück Else in sich, aber bevor es jemandem ergeht wie der kleinen Else in der Schule, schließe ich hier mit ihren Worten: „Nachzusitzen fürchtete ich am empfindlichsten, es war langweilig allein in der Klasse … Zuguterletzt schlief ich ein.“

Eva Büschgen

(Einige Ideen und Zitate sind der Rede entnommen, die Gerd Pfisterer und ich 1992 anlässlich der Namensgebung unserer Schule und der Einweihung der Mensa hielten.)